Ganz Dietzenbach in Meisterschaftslaune
Tausende von Menschen, mit dem Bürgermeister an der Spitze, bereiteten der Mannschaft einen triumphalen Empfang. Ein nicht enden wollender Zug bewegte sich durch die Ortsstraßen von Dietzenbach, hin zum Vereinslokal ,,Zum neuen Löwen”, Spielmannszug und Musikkapelle vorneweg.
Ein Erlebnis, dass die meisten von Ihnen schon häufig im Fernsehen beobachtet haben, aber dass dies in der Vergangenheit auch in Dietzenbach möglich war, ist sicher für viele neu. Der Gewinn des 3. Hessenmeistertitels innerhalb von 6 Jahren nach Beginn der Verbandsrunde war im März 1952 der Anlass zu diesem Spektakel.
Doch wie kam es zu diesem großartigen Erfolg? Die SGD hatte durch hervorragende Jugendarbeit während des Krieges, unter der Leitung von Fritz König und Georg Fenchel, mit dem enormen Potential von 8 Mannschaften einen guten Start. Schon bald war man Offenbacher und Frankfurter Stadtmeister und die Qualifikation für die 1 Spielklasse war sicher.
Die nächsten Stationen waren zahlreiche Hessenmeistertitel, Pokalsiege, Gruppenmeister Südhessen und Spiele um die Süddeutsche- und Deutsche Meisterschaft. Vorläufiger Höhepunkt war die Süddeutsche Feldhandballmeisterschaft 1952 und der Titel des Südwestdeutschen Meisters 1957. Die Dietzenbacher Handballer hatten sich zu nationalen Spitzensportlern entwickelt und Dietzenbach weit über die Grenzen Hessens und Deutschlands hinaus bekannt gemacht.
In diesen Jahren war Handball ein Publikumsmagnet. Alten Zeitungsberichten zufolge wurden während der Ausscheidungsspiele um die Deutsche Meisterschaft 40.000 Besucher gezählt. Mit 12.000 Zuschauern erlebte Dietzenbach im Spiel gegen den Rasensportverein Mülheim-Ruhr, dem mehrfachen Deutschen Meister, einen Zuschauerrekord. Das Stadion platzte aus allen Nähten.
Um ausreichend Platz zu schaffen wurden mit ,,Rollen” (landwirtschaftliche Anhänger) künstliche Tribünen geschaffen. Das Stadion, das nach dem Krieg von den Spielern mit Hacke und Schaufel wieder hergerichtet worden war, wurde aufgrund dieser großen Erfolge zu einer modernen Sportstätte ausgebaut, wobei sowohl die Hilfe der Gemeinde wie auch zahlreiche private Spenden die Einweihung am 27.6.1954 möglich machten. Doch bevor es überhaupt zum Einsatz von Hacke und Schaufel kommen konnte, musste der Wald zuerst gerodet werden. Hier wurde, durch besondere Kontakte, die US-Armee aktiv. Mit schweren Räumgeräten und großen Baggern haben es die US-Boys damals ermöglicht, dass das Waldstadion 1954 eingeweiht werden konnte .
Kaum einer unserer jungen Sportler kann sich heute vorstellen, dass die Herrichtung der Sportplätze viel persönliches Engagement erforderte und die ganze Familie und Freunde mit eingebunden waren. 1968 war die Südwestdeutsche Meisterschaft und der damit verbundene Aufstieg in die Bundesliga ein weiterer Meilenstein in der Geschichte des Dietzenbacher Feldhandballs.
1971 war auch das Ziel ,,Hallenhandball-Bundesliga” erreicht. Rundum strahlende Gesichter, als im Frühjahr dem zweimaligen Bundesligisten (Feld und Halle) die Glückwünsche überbracht wurden.
Südwestdeutsche Feldhandballmeister
Südwestdeutsche Hallenhandballmeister 1969/70
Nur wenige Monate später stand fest, dass die Zugehörigkeit zur Feldhandball-Bundesliga nicht zu halten war, was auch dem Ausstieg aus dem Großfeld gleich kam. Der Verein konzentrierte sich fortan auf Hallenhandball.
Zwei Jahre konnte man hier mithalten, dann musste der bittere Weg in die Regionalliga angetreten werden. Nach einer einmaligen Siegesserie wurde im nächsten Jahr die Südwestmeisterschaft geholt und der Wiederaufstieg war geschafft. Als Aufsteiger in die Bundesliga 1976 errang man auf Anhieb die Süddeutsche Meisterschaft und damit wurde erstmals in der Vereinsgeschichte in der Endrunde um die Deutsche Handballmeisterschaft gekämpft. Die Folgejahre verliefen auf ähnlich hohem Niveau, bis 1983 der Abschied aus der Bundesliga perfekt war. Nach finanziellen Turbulenzen war die Sportgemeinschaft aus wirtschaftlichen Gründen gezwungen, zum Amateursport zurückzukehren.
Mit dem Rückzug wurden dann auch die Weichen für den notwendigen Neuanfang gestellt, der anfangs für alle Beteiligten sehr schmerzlich war. Im Jubiläumsjahr 1995 präsentierte sich die Handballabteilung mit 10 Mannschaften und bietet auch heute wieder attraktiven Handballsport in Dietzenbach.