+++ Interview // HSG-Jugendkoordinator Michael Franz +++

 

HSG: Hallo Michael, schön dass du dir in der Startphase deines Engagements bei uns die Zeit für ein kurzes Interview nimmst. Was wusstest Du bereits über Dietzenbach und die HSG?

Franz: Na ja, in meinem Alter ist die „SG“ Dietzenbach natürlich schon noch ein Inbegriff von hochklassiger Handballtradition und nach den ersten Kontakten mit Marc Stirnweiß habe ich mir mal die ganze „Ahnentafel“ durchgeschaut – Namen wie Arsenijevic oder Milkovic waren angesagt als ich meine ersten Trainerschritte gegangen bin – und Spieler wie Bannach, Boieck, Frankenstein oder Schulze habe ich bei meinem Heimatverein Eintracht Wiesbaden erlebt und zum Teil auch schon trainiert. Andererseits ist die Gegenwart natürlich weniger romantisch, Bundesliga ist lange Geschichte und die Situation hier genauso schwierig wie fast überall. Dietzenbach selbst – muß ich gestehen -, kannte ich nicht wirklich, das wird sich aber schnell ändern.

HSG: Wie bist Du auf die Idee gekommen, Dich gerade bei uns zu bewerben?

Franz: Also Angebote für Trainer-Jobs gibt es wirklich immer wieder und ich bin von Haus aus schon eher leistungsorientiert, fördere besonders gerne Talente. Eine anspruchsvolle Ausschreibung wie Eure findet sich aber eher selten bzw. nur von höherklassigen Vereinen. Diese Verbindung von Tradition einerseits und einer – sorry! – etwas brach liegenden Nachwuchsarbeit hat mich spontan gereizt; noch dazu hat es hier doch eine Infrastruktur mit hohem Potential. In Wiesbaden betreue ich ein Projekt mit einer ähnlichen Ausgangssituation, auch diese Erfahrungen kann ich hier einbringen.

HSG: Was werden Deine ersten Schritte in Deiner Tätigkeit als Jugendkoordinator sein?

Franz: Mit Marc habe ich schon erste Informationen ausgetauscht und noch vor den Ferien möchte ich mit den Trainern und Betreuern, gerne auch mit Lehrkräften und Eltern ins Gespräch kommen. Ich halte nichts davon, mein oder ein anderes Konzept hier über zu stülpen; ich verstehe mich eher als Moderator, der allerdings auch viele Ideen und Impulse einbringen will. Das Wichtigste dürfte sein, mit der ganzen Vielfalt an Schulen hier „ins Spiel zu kommen“ – mein Lieblingsthema ist dabei der „soziale Lernwert“ unserer Sportart.

HSG: Was hältst Du für ein realistisches Ziel im Bezug auf den Aufbau unserer Jugend?

Franz: Wir brauchen wohl zunächst mal so etwas wie eine attraktive gemeinsame Vision, mittelfristig. Ob diese dann wirklich erreicht wird, steht auf einem anderen Blatt, aber so können wir die vorhandenen Ideen und Ressourcen erstmal ausrichten. Wir wissen, dass das alles andere als einfach ist: Weniger Kinder treiben überhaupt Sport, der „große Bruder“ Fußball zieht viele in seinen Bann, die soziale Situation vieler Familien ist hier sicher ähnlich angespannt wie in vielen anderen Gegenden. Deshalb dürfen wir nicht nur aus Handballsicht denken, sondern sollten die Bedürfnisse, Probleme und Motive der Kinder und Jugendlichen in den Mittelpunkt stellen – schärfer überlegen, was und wie ein Handballverein hier neue Akzente setzen kann. Meine ersten Gesprächspartner waren hier sehr „open-minded“, das macht mich zuversichtlich.

HSG: Bist Du einzig auf den Jugendbereich fokussiert oder wirst Du dir auch mal ein Bild von unseren Aktivenmannschaften machen?

Franz: Ich gebe zu, dass mir der Nachwuchsbereich seit einigen Jahren wichtiger geworden ist; ich bin da auch im DHB zum Thema „Handball und Schule“ engagiert; aber es gibt immer auch Wechselwirkungen mit dem Aktivenbereich – unter anderem sind ja oft auch Spieler als Trainer engagiert oder zu gewinnen. Und wenn ich das richtig sehe, prägen aktive oder ehemalige Spieler hier das Vereinsgeschehen. Wenn es also zeitlich passt, werde ich sicher auch ein paar Spiele besuchen, zumal oben auf der SG Dietzenbach professionelle Boule-Bahnen warten – meine neue Leidenschaft…

HSG: Nicht, dass du am Ende die Sparte wechselst und eine Boule-Jugend aufbaust… Vielen Dank für deine ersten Einschätzungen. Wir wünschen dir den größtmöglichen Erfolg und viel Spaß bei der HSG!

 

Danke an Matthias Gaubatz, der das Interview geführt hat.