“Pionierarbeit geleistet”
Sportförderpreis für HSG-B-Mädchen
Dietzenbach (nl) Zum vierten Mal hat Bürgermeister Stephan Gieseler (CDU) die Förderpreise der Kreisstadt für Kultur und Sport vergeben, die mit jeweils 1000 Euro dotiert sind. Diesmal hat die Jury Gruppen und Mannschaften ausgewählt, bei denen die Integrationsarbeit mit Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkunft eine wesentliche Rolle gespielt hat. Den Sportförderpreis erhielt die weibliche B-Jugend der Handballspielgemeinschaft Dietzenbach (HSG).
“Es fällt schwer, das Team des Jahrgangs 1992 in einem Zusammenhang mit integrativer Arbeit zu sehen. Zu sehr ist das Zusammenleben der Kulturen und das daraus entstandene Miteinander in den zurückliegenden vier Jahren zur Normalität geworden.” So hatten sie gelautet, die einleitenden Sätze in dem Bewerbungsschreiben der HSG.
2003 war die Mannschaft unter der Leitung der Trainerteams Haukur T. Wendler und Ingrid Stadter, als weibliche D-Jugend der SG Dietzenbach gegründet worden. Sie war das erste Team, das aus der damaligen Handballabteilung der SG in Kooperation mit der Ernst-Reuter-Schule hervorging – gebildet mit Mädchen aus sieben verschiedenen Nationen. Und seither eile das Team von Erfolg zu Erfolg, wie Gieseler in seiner Laudatio sagte.
Gleich in der ersten Spielsaison war die Mannschaft mit einem überwältigendem Ergebnis Meister der Bezirksliga Offenbach-Hanau geworden, und bereits in der folgenden Spielzeit gelang der Aufstieg in die Bezirksoberliga Offenbach-Hanau, in der sie in den beiden Spielrunden 2005/2006 und 2006/2007 jeweils Vize-Meister wurde. Zuletzt schafften die Mädchen gar den Aufstieg in die Landesliga Hessen, der höchsten hessischen Spielklasse für B-Jugendmannschaften.
So selbstverständlich und unkompliziert jedoch der alltägliche Umgang der Mädchen untereinander gewesen ist, so Gieseler, so gravierend seien die Konflikte und Probleme gewesen, mit denen die Mannschaft in diesen Jahren von außen konfrontiert wurde. Der Abschiebung ihrer Mitspielerin Dzelila Sehovic und deren Familie ins ehemalige Jugoslawien beispielsweise konnten die Mädchen und ihre Betreuer nichts entgegen setzen. Dieses Schicksal blieb Mitspielerin Sabiha Begovic und ihrer Familie nach langwierigen Kämpfen letztendlich erspart (wir berichteten).
Ein schwerer Schlag für die Mannschaft war auch, dass alle drei Mädchen afghanischer Herkunft auf Betreiben ihrer Eltern den Handballsport beenden mussten – auch intensive Gespräche der Betreuer mit den Eltern führten nicht zu einem Einlenken. Es war in der Vergangenheit ein weit verbreitetes Problem, dass Mädchen muslimischer Religionszugehörigkeit ab einem gewissen Alter nicht mehr am Sport teilnehmen durften. Durch intensive Gespräche der Trainer und Betreuer mit den Eltern und kontinuierliche Aufklärungsarbeit hat mittlerweile bei vielen ein Umdenken stattgefunden. War eine multiethnische Mädchenmannschaft 2003 noch eher die Ausnahme, so ist es in allen nachfolgenden Mädchenmannschaften eher üblich geworden.
“Hier wurde vom Verein also echte Pionierarbeit geleistet, eine Arbeit, die man gerade vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Diskussionen nicht hoch genug einschätzen und würdigen kann”, betonte Gieseler, der die B-Jugend stellvertretend für die HSG auszeichnete.
Zum Kader zählen heute: Sabiha Begovic*, Ouafaa Darbyou*, Lena Jungmann*, Carmen Lautenschläger, Mandy Meixner*, Tamara Jünger, Arieke Gabriel*, Katharina Preis, Yesim Kulac, Nina Rühl*, Nadine Seitel, Tamara Stadter*, Eda Subay*, Martina Rauch* und Victoria Knab. Verantwortlich: Haukur T. Wendler und Ingrid Stadter.
* = Zählten bereits in der Saison 2003 zum Mannschaftskader. (Bericht-OP-Online vom 14.01.2008)